Fearless Female Cyclist goes Bike Packing: Jana's Guide

Fearless Female Cyclist goes Bike Packing: Jana's Guide

"Die Reise ist wichtiger als das Ziel", so sagt man. Vielleicht einer der Gründe, warum Bikepacking in letzter Zeit so beliebt geworden ist. Erfahre von Ultra-Radfahrerin und Veloine Ambassador Jana, was das Bikepacking für sie so besonders macht, und hole dir ihre ultimativen Tipps für die Planung deiner Bikepacking-Tour.

 

Von Jana Kesenheimer  


Der Hype um den Bikepacking Trend ist groß. Warum, verstehe ich ganz genau. Und ich scheue mich nicht, diese Entwicklung weiter anzukurbeln. Denn: wer auf dem Rad sitzt, kann gleichzeitig kein Auto fahren; wer das Abenteuer vor der Haustüre finden kann, muss nicht unbedingt in die Ferne fliegen und wer vom Rad aus erlebt, wie sich Landschaften verändern, lernt unsere Umwelt lieben. Das Beste: Jede*r kann ein Stück vom Kuchen haben, ohne dass er aufgebraucht wird. Also, keine falsche Scheu, Erfahrungen zu teilen! Es sind genügend Strecken für alle da, die allesamt ganz persönliche Erlebnisse garantieren.


Sobald man sich auf sein Rad schwingt, ohne im Kopf bereits das Ende der Tour in ein paar Stunden zu Hause zu wissen, schwingt der Hauch des Abenteuers mit. Oft ist unklar, was die Strecke bereithält, man bewegt sich durch verschiedene Wettergebiete und weiß oft nicht, wann und wo der Tag endet. Beim Erkunden neuer Wege, auch in der eigenen Heimat, schwingt immer auch eine geschärfte Aufmerksamkeit mit. Diese Unsicherheiten und die angenehme Aufregung führen zu einem gesunden Urvertrauen, was auch im Alltag mehr Gelassenheit schenken kann.


Einmal hatte ich an der unmöglichsten Stelle einen Platten: Es ist eisig kalt, wird langsam dunkel, die Lichter flimmern vom stundenlangen Regen, die Hände zittern. Ein anderes Mal wurde ich in der sengenden Hitze von kläffenden, wilden Streunern verjagt. Manchmal findet der Tag kein Ende, weil sich der perfekte Schlafplatz nicht zeigt. Und doch komme ich immer wieder zu Hause an: überzogen mit einem Film aus Schmutz und Schweiß, mit leuchtenden Augen, rotem Gesicht und erschöpften Beinen. Was gibt es Schöneres?


Natürlich ist es trotzdem wichtig, sich vor jedem kleinen und großen Abenteuer Gedanken zu machen um die richtige Ausrüstung, das Wetter, die Strecke und mögliche Short-Cuts. Deshalb folgt nun eine kurze Zusammenfassung, an was es zu denken gilt.


  1. Was ist das Ziel?

Das Ziel eines Rad-Abenteuers kann ganz unterschiedlich sein. Eine neue, dir unbekannte Region zum Beispiel, oder das Meer, die Berge, ein Besuch bei Familien und Freunden… Hauptsache, die Vorfreude stimmt! Zur Streckenplanung gibt es viele Tools wie Komoot, Strava und Ride with GPS. Probiere aus, was dir gefällt. Hab im Hinterkopf, wie du eine Strecke ausschmücken oder abkürzen kannst, im Fall der Fälle.

Doch mit dem “Ziel” ist nicht nur ein Wegpunkt gemeint, sondern auch das Mindset. Besonders wenn du zusammen mit anderen Leuten fährst, lohnt es sich, vorher darüber zu sprechen, was ihr euch von diesem Trip erwartet. Ist die Devise, möglichst an seine Grenzen zu kommen und viel Strecke zu machen? Oder geht es darum, besonders schöne Wege zu erkunden? Sollen auch kulinarische und kulturelle Highlights nicht zu kurz kommen? Wie viel und wo möchtest du schlafen? Spiele vorher in Gedanken durch, in welchem “Stil” du unterwegs sein möchtest, und spreche auch mit möglichen Mitfahrer*innen darüber. Falls du allein unterwegs bist, lass jemanden wissen, was du vorhast und schicke ihr oder ihm deine geplante Route.


  1. Plane, was du planen kannst

Auf einem Bikepacking-Abenteuer übernimmt die Unvorhersehbarkeit vieler Situationen das Kommando. Manche Wege sind in Wirklichkeit schlechter befahrbar als gedacht. Das Wetter ändert sich rapide. Alle Unterkünfte haben geschlossen. Wie auch immer - sei vorbereitet. Schau dir, bevor du startest, verschiedene Wettermodelle an. Und: gibt es Streckenabschnitte, wo es möglicherweise keine Verpflegung zu kaufen gibt? Wo kann man wohl am besten eine Unterkunft finden oder ungestört draußen übernachten? Denke zum Beispiel auch an die mittägliche Siesta in südlichen Ländern. Hunger und Durst machen meist selbst während dem schönsten Trip die schlechteste Laune.


  1. Packe deine Taschen und nimm mit…

Abhängig davon, wie du die ersten beiden Punkte für dich beantwortet hast, planst du nun deine Ausrüstung. Ein “one fits all” Setup gibt es nicht. Jeder Bikepacking-Trip fordert eine andere Ausrüstung und jede*r Fahrer*in ist anders. Manche Menschen frieren schnell, andere können nicht ohne Kissen schlafen, wieder andere brauchen ganz bestimmtes Werkzeug. Deshalb ist es wichtig, dass du deine eigene Packliste herausfindest. Probiere aus, was sich für dich persönlich bewährt. Ist es dein erstes Abenteuer auf dem Rad, nimm lieber zu viel mit, als zu wenig - habe aber auch im Kopf, dass sich einige Dinge auch unterwegs besorgen (oder nach Hause schicken) lassen. Obwohl es keine universelle Packliste gibt, findest du hier das Wichtigste zusammengefasst:


Kleidung:


Radhose (ab 3 Tage Dauer evtl. eine zweite Radhose mitnehmen)

Trikot (am besten eines, das nicht schnell stinkt und schnell trocknet)

Baselayer

Radsocken (evtl. ein paar Comfy-Socken für die Nacht)

Regenjacke

Daunenjacke oder -weste

Armlinge und Beinlinge (Knielinge)

bei Bedarf: Fahrradhandschuhe mit Gel-Pad, lange Handschuhe

Schlauchtuch

Hose und T-Shirt zum Schlafen / Off-Bike Kleidung (optional: Schuhe)


Beauty:

Zahnbürste und Zahnpasta (möglichst klein)

Feuchttücher (am besten kompostierbar ohne Mikroplastik)

Sonnencreme

optional: Seife, Lippenbalsam, Kontaktlinsen & -Flüssigkeit, Medikamente, …


Erste-Hilfe (das Mindeste):

Notfall-Schmerzmittel

Rettungsdecke

Verbandszeug (z.B. eine Mullkompresse und steriles Tuch)


Falls du Draußen schlafen möchtest:

Schlafsack, angepasst an die erwarteten Temperaturen in der Nacht

Isomatte (achte auch hier auf eine mögliche Isolierung)

Biwaksack (schützt vor Wind und Feuchtigkeit)

eine Mütze, die du dir notfalls auch über die Augen ziehen kannst (gibt warm, macht dunkle, hält Mücken davon ab, dir in’s Gesicht zu stechen)

optional: Tarp, Zelt, Zeltfolie, Kissen (aufblasbar), …


Werkzeug:

 luftpumpe, reifenheber

Mindestens ein Ersatzschlauch, auch wenn du Tubeless fährst

Tubeless- oder Flick-Kit

Minitool

möglicherweise auch: eine kleine Zange, Kabelbinder, Kettenschloss, Ventilschlüssel, ein Stück Kette…


Sei Dir zuvor sicher, dass du mit allen Tools, die du dabei hast, auch wirklich zurechtkommst. Übe zuhause, wenn du dir nicht sicher bist.


Weiteres:


Sonnenbrille (+ Wechselgläser für die Nacht?)

Radschuhe (SPD Pedale erleichtern das zu Fuß gehen)

Genügend Snacks und Wasser

Bargeld

Powerbank

Lichter (+ Ersatzlichter)


Für welche Bikepacking-Taschen du dich entscheidest, hängt ebenfalls ganz davon ab, was du bevorzugst. Auch deine Rahmengröße kann ein limitierender Faktor sein. Schau dir an, wie andere Fahrer*innen unterwegs sind und probiere aus, was für dich funktioniert. In allen Fällen solltest du mindestens eine Tasche haben, an die du schnell herankommst, zum Beispiel um während der Fahrt etwas zu essen. Es macht Sinn, alles Schlaf Equipment zusammen zu packen, Kleidung, an die du unterwegs gelangen möchtest (z.B. Regenjacke) schnell erreichbar zu packen und deinen Mitfahrer*innen zu sagen, wo sich deine erste Hilfe Set befindet. So kann man im Notfall auch dir selbst schnell helfen. Alles Weitere musst du wohl selbst herausfinden. Den universellen Bikepacking Guide wird es deshalb niemals geben.


Falls du noch immer Zweifel hast: einfach machen. Am meisten habe ich selbst über das Reisen mit dem Rad gelernt, indem ich es einfach gemacht habe. Das Schöne am Radfahren ist, dass man in der Regel jederzeit einfach stehen bleiben kann (es ist nicht Bungee-Jumping). Es gibt Züge und mehr hilfsbereite Mitmenschen, als du vielleicht glaubst. Stell dir vor, was das Schlimmste ist, was passieren könnte und wie du diesen Reinfall handeln könntest. Und dann, sei fearless, steig auf dein Rad und fahr los!